Über vier Ligen hinweg haben sie der SV Darmstadt und der 1.FC Heidenheim duelliert. In der Bundesliga fand die Paarung ihren Höhepunkt, doch nun könnten sich die Wege trennen. Heidenheim hat die Liga überrascht und sich im Mittelfeld festgesetzt. Darmstadt konnte seinerseits wieder gewinnen. Das vorletzte Heimspiel der Saison steht unter guten Vorzeichen.  

Fast im Gleichschritt

Wahrscheinlich hätten im November 2008 nur die kühnsten Optimistinnen und Optimisten daran gedacht, dass sich das vor ihnen abspielende Match bis heute und bis in die Bundeliga fortsetzen sollte. Besonders auf Darmstädter Seite dürfte sich der Optimismus in Grenzen gehalten haben. Man befand sich eher in einer Abwärtsspirale und schaffte am Ende der Saison den Klassenerhalt in der vierten Liga nur mit Mühe. Drei Punkte Vorsprung hatte man schlussendlich auf die Zweitvertretung des KSC. Geschichten aus einem anderen Fußballleben. Unter den 2100 überlieferten Zuschauern dürfte einer nicht mitgerechnet sein, der vielleicht schon damals größeres im Sinn hatte. Frank Schmidt – der einzige Bundesligatrainer mit längerer Amtszeit als Christian Streich – stand damals bereits an der Seitenlinie des FCH. Und die waren auf dem Weg nach oben. Von 2004 bis zur erwähnten Spielzeit 08/09 hatte man sich von der Verbandsliga in die Regionalliga gearbeitet.  Dort hielt man sich nicht lange auf und machte den Durchmarsch als Meister klar. Weitere 14 Spielzeiten später hatte es der Klub von der Ostalb dann tatsächlich bis in die Bundesliga geschafft. Darmstadt musste sich ein bisschen sammeln, folgte den Heidenheimern aber alsbald. Insgesamt 22 weitere Partien gab es seit jenem 15. November 2008 über drei weitere Ligenstufen. Dabei haben die Mannen von Frank Schmidt leicht die Nase vorn. Zehn Siege gehen auf ihr Konto. Sechsmal waren die Lilien erfolgreich. Die Fans erlebten oft stimmungsvolle Duelle der Klubs. 2020/21 beispielsweise siegen die Ostwürttemberger daheim mit 3:0, der SVD revanchierte sich im Heimspiel dann mit einem 5:1. Im bislang ersten Aufeinandertreffen im Oberhaus konnte sich Heidenheim durchsetzen. Darmstadt drehte zwar einen 0:1-Rückstand auf ein 2:1, am Ende zog man aber doch den Kürzeren mit 2:3. Auch wenn sich also am Ende der Saison die Wege trennen werden vermutlich, man kann sich ja tröstend an 2008 zurückerinnern, als die Bundesliga noch ganz weit weg war. Ach ja, damals endete die Partie übrigens 1:1.  

Überraschungsteam

Man könnte fast sagen, dass Heidenheim die Bundesliga im Sturm erobert hat. Nur Union Berlin läuft mehr als Schmidts Ausdauerexperten. 3613 Kilometer hat Heidenheim bislang abgespult. Ungefähr 50 mehr als Meister Leverkusen. Nur Union Berlin läuft noch mehr. Dafür sprintet der FCH wie besessen. Über 100 Sprints mehr als die Nummer zwei der Liga Wolfsburg. In ganzen Zahlen: Heidenheim hat diese Saison 7559 Sprints in ihren Spielen absolviert. Man überrennt seine Gegner also quasi. Kein Wunder also, dass man auf Platz zehn ziemlich gut dasteht momentan. Dabei hat die Form eine kleine Delle. Aus den letzten sechs Spielen holte man nur einen Dreier. Dieser gelang allerdings ausgerechnet gegen Bayern München. Beim 3:2-Erfolg spielte man sich trotz 0:2-Rückstand in einen Rausch und bezwang den Rekordmeister doch noch vor eigener Kulisse.  Zentraler Mann dabei: Tim Kleindienst. Der Stürmer schoss zwei Tore gegen den FCB und hat mit elf Treffern insgesamt auch großen Anteil am Erfolg des Aufsteigers. Dazu gewinnt er mit 5,5 Luftduellen im Schnitt pro Spiel die meisten in der Liga und gehört auch mit 2,5 Schüssen zu den Top zehn der Liga. So jemanden nennt man wohl Fixpunkt. Natürlich läuft Kleindienst auch viel. Und intensiv. Nach Laufleistung ist er individuell der viertstärkste Profi des Oberhausen, bei den Sprints reicht ihm keiner das Wasser. Und dann gibts ja noch Senkrechtstarter Jan-Niklas Beste. Sieben Treffer und zwölf Assists brachten dem ehemaligen Bremer sogar eine Nominierung von Bundestrainer Nagelsmann ein. Kein Wunder, 19 Scorerpunkte haben mit Beste zusammen noch Spieler wie Leroy Sané und Xavi Simmons. Oberes Regal gewissermaßen. Läuft also für den 1.FCH. Ein weiteres Jahr Bundesliga scheint Formsache und schreibt die Erfolgsgeschichte es Vereins weiter. Auch die von Trainer Schmidt. Er wird seinen Status als dienstältester Bundesligatrainer ausbauen. Bis 2027 hat der gebürtige Heidenheimer noch Vertrag. Längst hat er Otto Rehhagel und Volker Finke an der Spitze abgelöst. Und ein Ende – zur Freude aller rund um Heidenheim – scheint nicht in Sicht.

Pure Erleichterung

Es war ein echter Abstiegsgipfel letzten Samstag in Köln. Für den FC ging es vermutlich um noch mehr, die Chance Anschluss an das rettende Ufer herzustellen schien vorhanden. Doch der SVD hatte andere Pläne. Gegen nervlich angeschlagene Kölner zeigte man eine seiner besten Leistungen der Rückrunde. Und eben jene Leistung beendet die 22 Begegnungen währende sieglos Serie der Lilien. Eine große Erleichterung für alle rund um den Verein. Nach vielen nah-dran-Erlebnissen und bitteren Niederlagen, tat ein Dreier einfach gut. So konnte man sich auf Köln auch auf fünf Punkte annähern und hielt den FC im Niemandsland hinter dem Relegationsplatz. Die Mission „letzte Gegner ärgern“ ließ sich in der Domstadt also gut an. Gegen die alten Bekannten aus Heidenheim ist noch die Rechnung aus dem Hinspiel offen. Und auf einen Heimsieg warten die Lilien und ihre Fans ja nun auch schon seit geraumer Zeit. Grund genug also, auch am Sonntagabend voll durchzuziehen für den SVD. Doppelte Motivation dürfte besonders Tim Skarke haben. Der Außenstürmer ist nicht nur Top-Torjäger der 98er, er ist auch gebürtiger Heidenheimer. 70-mal lief er eint für den FCH auf und erzielte vier Treffer. In seinen 107-Einsätzen im Liliendress war er deutlich torgefährlicher mit 21 Treffern. Der 27-jährige könnte auch mit weiteren Toren sich in der Rangfolge der Darmstädter Bundesligatorschützen nach vorne schieben. Momentan ist er siebter aller Darmstädter Torjäger in der Eliteklasse. Marcel Heller und Aytac Sulu direkt vor der Nase.