Klassenerhalt so gut wie sicher, Zeit für die Lilien wieder in den Aufstiegskampf einzugreifen. In den letzten Saisonwochen warten noch drei Top -Teams auf die 98er. Den Anfang macht der Spitzenreiter aus Bochum. Knöpft man nach Hamburg und Fürth wieder einem Favoriten Punkte ab?

Darmstadt:

3:1 gewonnen in Würzburg, 39 Punkte und damit quasi die Klasse gehalten. Mehr braucht man über den Dienstagabend eigentlich nicht wissen, denn über die Qualität der Partie in Unterfranken hüllen wir Mal lieber den Mantel des Schweigens. In Kurzform weiß man nach dem Spiel, warum sich die Wege ligatechnisch beider Teams trennen werden. Denn während die Lilien recht effizient waren (drei Treffer bei einem expected goals Wert von 2,0), so scheiterten die Gastgeber oft an sich selbst oder an Schlussmann Klaus. So steht man nun auf 39 Punkten und hatte die schon vor dem Spiel geringe Abstiegswahrscheinlichkeit noch verringert. Selbst wenn Sandhausen all seine Nachholspiele gewinnt, bleiben immer noch neun Punkte (vor dem Spieltag) auf den ersten Abstiegsplatz (den hätte dann Braunschweig inne). Mit den vier Treffern in der Partie unter der Woche blieben sich die Lilien übrigens in einem Spitzenwert treu. Bei Spielen mit Darmstädter Beteiligung fallen im Schnitt die meisten Treffer. 3,33 Mal zappelt der Ball im Netz, wenn die Südhessen auf dem Platz stehen. Bei dem Torverhältnis von 50:50 fallen diese Tore auch nicht nur zu Ungunsten der 98er. In 67% der Fälle treffen übrigens beide Parteien bei Lilienspielen.

Das könnte spannend werden, denn mit dem VfL Bochum kommt ein ebenfalls offensivstarkes Team ans Bölle. Bei den Westdeutschen fallen im Schnitt 2,97 Tore pro Partie und ihr durchschnittlicher xG-Wert ist der zweithöchste der Liga (1,64). Wobei man schon letzte Saison ein Torspektakel beider Mannschaften prophezeite, als diese sich zum Duell in Südhessen trafen. Damals war der VfL das, was heute die Lilien sind. Man kam mit einem Torverhältnis von 40:45 ans Bölle und stand für Spektakel in beide Richtungen. Die Realität war ein 0:0. Das zweite in Folge für Heimspiele des SVD in diesem Duell. Das letzte Mal Treffer beim Spiel gegen Bochum gab es 2017 (1:2), den letzten Sieg 2015 beim 2:0-Erfolg (Bregerie und Balogun trafen). Die Bilanz gegen den Tabellenführer ist recht ausgeglichen. Viermal gewannen die Lilien, fünfmal der VfL und viermal gab es keinen Sieger. Zu Hause verlor man auch nur einmal gegen Bochum in sechs Spielen (bei drei Siegen). Das Hinspiel „anne Castroper“ endete übrigens 2:1 für den Tabellenführer. Die späte Führung (80.) durch Kempe konterte der VfL durch ein Eigentor von ebenjenem Darmstädter (82.) und Milos Pantovic (83.). Man weiß also, wie schwer es werden dürfte am Montagabend. Immerhin hat man zuletzt in den Duellen mit Spitzenteam besser ausgesehen, als mit Kellerkindern. Und vier Punkte gegen den hsv und Fürth waren ja keine schlechte Ausbeute. Letzter Funfact fürs kommende Spiel: Montags am Bölle funktioniert ganz gut für die 98er. Die letzte Niederlage im eigenen Stadion zum Wochenanfang war 2017 (3:4 gegen Nürnberg), es war gleichzeitig die einzige in der zweiten Liga.

Bochum:

Am 8. Mai 2010 unterlag der VfL Bochum Hannover 96 im eigenen Stadion mit 0:3. Das Besondere an dieser Partie? Es war das letzte Erstligaspiel der ehemals unabsteigbaren aus dem Ruhrpott. 96 sicherte sich damals im direkten Duell den Klassenerhalt, während Bochum es sich im Unterhaus bequem machen musste. Doch scheinbar hat das dienstälteste Team der zweiten Liga jetzt genug. Ganz geschlossen hat sich der Kreis vergangenes Wochenende zwar nicht, aber beim 4:3 gegen Hannover machte man einen großen Schritt in Richtung Bundesligarückkehr. Auch das 2:0 gegen Heidenheim am Mittwoch war dem nicht hinderlich. Seit Spieltag 24 liegt die Truppe von Thomas Reis auf dem ersten Rang. Ob man diesen nochmal hergibt, darf bezweifelt werden. 60 Punkte stehen aktuell zu Buche für die blau-weiß. In den letzten zehn Jahren, hat niemand mit dieser Punktzahl am 30. Spieltag noch den Aufstieg verspielt. Letztes Jahr wurde Bielefeld am Ende Meister mit der gleichen Bilanz zum gleichen Zeitpunkt. Gute Aussichten also an der Castroper Straße und das, obwohl man letztes Jahr noch lange auf dem vorletzten Rang der Tabelle lag. Nach dem 0:0 in Darmstadt war man immer noch 15. Doch nach der Corona-Pause startete der VfL durch. Schloss die Saison noch als Tabellensechster ab und lag diese Spielzeit genau einmal in der unteren Hälfte des Tableaus.

Seit Wochen grüßt man von ganz oben, selbst eine Niederlage gegen den Verfolger hsv änderte nichts an der guten Form. Man hat den zweithöchsten Ballbesitzwert des Unterhauses (55,2%). Mit Simon Zoller (15) und Robert Zulj (12) stürmt dazu das gefährlichste Duo durchs Ruhrstadion. Allein die beiden sind für 48% der Treffer des VfL verantwortlich. Damit wurde sogar der letztjährige 13-Treffer-Mann Silvere Ganvoula zu einer Nebenrolle degradiert. Dabei teilen sich die beiden auch noch gut auf: Während der Österreicher Zulj am liebsten zu Hause netzt (8), läuft es für Zoller besonders auswärts (9). Ach ja, Zulj ist mit 12 Vorlagen natürlich auch in dieser Kategorie Ligaspitze. Wichtig für die Lilien am Montag: Der VfL ist auswärts stark und das zweitbeste Team der Liga, wenn es auf Reisen geht. Dazu ist man enorm effizient. In seinen letzten Partien übertraf man seine xG-Werte teilweise deutlich. Gegen Heidenheim machte man aus 1,4 zwei Tore. Gegen Hannover aus 1,5 sogar vier Treffer. Plus zwei Tore gegen Kiel aus einem Wert von 1,2 und 2,3 für drei gegen Düsseldorf. Bochum nutzt seine Chancen gut. Allerdings lässt man auch den Gegner nicht chancenlos zurück. Der FCH, 96 und Kiel hatten teilweise bessere Chancen als der Tabellenführer (1,4; 2,8; 2,5). Dennoch hielt man in 37% seiner Begegnungen die Null hinten. Sicher auch ein Verdienst von Keeper Manuel Riemann. Allerdings muss man im Endspurt auf den passstarken Torwächter verzichten. Der 32-jähringe brach sich auf der Ostalb die linke Hand. Patrick Drewes heißt der Vertreter, der darf sich am Bölle mit Carl Klaus duellieren um den Titel der besten Nummer zwei. Immerhin hat Klaus schon zweimal eine Nominierung in der Kicker Elf des Tages erreicht. Überzeugt Drewes auch, dürfte der ersehnten Rückkehr der Bochumer ins Oberhaus nichts mehr im Wege stehen.

Alle Analysen beruhen auf Daten von transfermarkt.de, fussballdaten.de, projects.fivethirtyeight.com/soccer-predictions/bundesliga-2/, whoscored.com und footystats.org.