Vor leeren Rängen im Erzgebirge plätschert lange ein mühsames Spiel vor sich hin. Durchaus spielfreudige Gastgeber treffen auf recht zurückhaltende Lilien. Am Ende spielt Aue zu fehlerhaft und die 98er zu abgezockt. Die Analyse zum glanzlos guten Auswärtssieg:

Das Spektakel ist nicht im Darmstädter Bus ins Erzgebirge gefahren. Muss ja auch nicht, besonders nicht, wenn das Spiel so endet wie dieses. Nach vor allem den letzten zwei außergewöhnlichen Auftritten, spielen die Lilien deutlich weniger zwingend, gewinnen aber dennoch kontrolliert das Spiel. Ein off-day der eines Spitzenteams würdig war. Am Ende können die Gastgeber die Lilien auch kaum wirklich gefährden, dennoch muss man einen Kontrahenten wie Aue überhaupt überwinden. Die kann man sonderloben, da sie sich unter Marc Hensel spielerisch deutlich gesteigert haben. Man versuchte zu dribbeln, zu kombinieren und spielte einen gepflegten Ball. Die Wucht fehlte, genauso haperte es an der Entscheidungsfindung im letzten Drittel. Aber so wird man in der Liga einigen Probleme bereiten. Das insgesamt etwas zurückhaltend wirkende Spiel, kann auch auf die fehlende Kulisse zurückzuführen sein. Es bleibt einfach ein großer Kontrast zu vorherigen Wochen, der sich durchaus auf das Geschehen auf dem Feld auswirkt.

Die Aufstellungen beider Teams waren nur leicht verändert. Die Lilien mussten Gjasula ersetzten. Das geschah mit Holland als Sechser neben Kempe. Aue brachte Hochscheidt für Nazarov. Die 98er interpretierten ihr System heute ähnlich wie in Sandhausen, scheinbar stellt man auf ein 4-1-3-2 um, wenn man mehr Ballbesitz als der Gegner erwartet. Kempe jedenfalls agierte häufig klar vor Holland, besonders gegen den Ball empfing man Aue hoch und in dieser Aufstellung. Bauten die Veilchen von hinten auf, attackierten die Lilien vom Strafraum weg sofort. Dabei entstand logischerweise Raum hinter der offensiven Dreierreihe, den Aue gerne nutze für sein Flügelspiel. Die Sachsen ihrerseits kamen im 4-2-3-1 auf den Platz. Wer dabei in Halbzeit eins die Stürmerposition besetzte, ist eine Glaubensfrage. Jonjic und Hochscheidt wechselten sich regelmäßig in forderster Front ab, der jeweils andere besetzte den Zehnerraum. Gegen den Ball spielte der FCE ein 4-4-2, empfing die Lilien aber erst im mittleren Drittel des Spielfeldes.

Im Darmstädter Spiel fehlte ein bisschen die Selbstverständlichkeit der letzten Wochen, man kam nicht oft in seine geliebten und brandgefährlichen Umschaltsituationen. Holland und Kempe wirkten nicht optimal eingespielt (kein Wunder natürlich). Der Kapitän zog gerne vereinzelt auf links, was Kempe in der Mitte recht alleine ließ. Besonders wenn dieser vorgerückt war, ruckelte es im Aufbauspiel. Dabei spielte man auch selten seine gern genutzten langen Bälle. Das Spiel lief beidseitig sehr flach. Auch Aue suchte viel den Weg über den Flügel, der Ball lief auch wirklich gut, nur kam man kaum zu aufregenden Chancen. Besonders der Strafraum war verbotene Zone. In der Pause baute Hensel um, Gueye kam als Stoßstürmer, Jonjic wechselte auf den linken Flügel und Hochscheidt blieb Zehner bzw phasenweise zweiter Stürmer. Das half den lila-weißen zu einem guten Start aus der Pause. Man gewann die Zweikämpfe besser und war präsenter in der gegnerischen Hälfte. Ein Dauerproblem blieb, dass man viele aussichtreiche Angriffe mit ungenauen Pässen selbst beendete. Die Unterschiede in der Effizienz werden auch beim Blick auf die xG-Werte deutlich. Aue liegt bei 0,3, der SVD bei 2,0. Und die gute Phase war mit dem 0:1 schlagartig vorbei.

Beide Lilientreffer fallen unter das selbe Muster. Sie waren gleichsam toll herausgespielt und schlecht verteidigt. Beim 1:0 sind gleich drei Auer damit beschäftigt Pfeiffer zu umringen, lassen ihn aber dann laufen. Gonther rückt aus der Viererkette, wird mit dem Doppelpass aus dem Spiel genommen, aber keiner der Verteidiger mit Pfeiffers Laufrichtung geht mit. So ist die Leihgabe frei und bekannt eiskalt vor der Hütte. Beim 2:0 bedient Bader mit einer Sahneseitenverlagerung Seydel, der verarbeitet die Kugel gut und schließt trocken ab. Allerdings läuft Barylla vor dem Pass von Seydel weg und gibt dem bislang glücklosen Langener genau den Raum, den er vor seinem wuchtigen Schuss braucht. Das 1:2 ist eine Verkettung von unglücklichen Umständen. Bader sollte nicht quer im eigenen Strafraum spielen, dass sich mit Holland und Karic gleich zwei Spieler verschätzen, kommt auch nicht alle Tage vor und Isherwood fälscht zu allem Überfluss beim Rettungsversuch ins Tor ab. Pech, aber wie man danach die Partie ungefährdet nach Hause bringt, ist ein Qualitätsmerkmal der Mannschaft. Genauso, wie der Sieg an sich. In diesem schwergängigen Spiel war deutlich weniger möglich, man holt aber souverän den nächsten Dreier. Wie viel eingespielter die Lilien sind, ließ sich auch daran erkennen, dass man fast nur Marc Hensel rufen hörte. Torsten Lieberknecht ließ sein Team machen und es zahlte das Vertrauen und die Ruhe zurück. Unterm Strich ein klassischer Arbeitssieg und wer solche Spiele gewinnt, der… Naja, man kennt ja den Rest dieser Fußballweisheit 😉.