Die Hinrunde neigt sich dem Ende entgegen, Spitzenplatz und Flutlicht. Man kann sich richtig freuen auf Freitag, wäre da nicht der Gegner. Fortuna schmeckt den Lilien meistens nicht. Ändert der aktuelle Lauf auf diese Grundregel?

Darmstadt:

Man ist es ja gar nicht mehr gewohnt, dass die Lilien ohne Spektakel aufspielen. In Aue passierte zwar genau das, aber der Ausgang war auch so erfreulich. Gegen Wismut musste man das Spiel machen (55% Ballbesitz), nicht unbedingt die Darmstädter Lieblingsdisziplin, aber solange drei Punkte unter dem Strich stehen ist alles bestens. Und für die B-Note hatte man auch etwas getan, schließlich waren beide Treffer sehr sehenswert. Zumal im Erzgebirge schon so manches Spitzenteam böse überrascht wurde. Nicht so der SVD, der weiterhin von Rang zwei grüßt. An der Spitze hat sich letztes Wochenende nichts getan. Regensburg beendete seine zwei Spiele Negativserie gegen Dresden und bleibt Dritter, der FC St.Pauli hielt sich in Nürnberg schadlos und so an der Spitze. Gleichschritt also auf den besten Plätzen. So geht es auch bei den Torjägern zu. Luca Pfeiffer brachte die 98er in Aue auf die Siegerstraße, Guido Burgstaller erzielte ebenso die Führung für seine Farben und Sven Michel rettete Paderborn einen Punkt gegen Rostock. Nur Rekordmann Simon Terodde konnte nicht spielen. So fehlt Pfeiffer also weiter ein Treffer zur Krone, Teamkollege Tietz zwei, sein Treffer vom Wochenende fand wegen Abseits keine Anerkennung.

Freitagabend unter Flutlicht am Bölle ist immer ein Highlight. Mit Fortuna Düsseldorf kommt auch ein großer Name nach Südhessen, also ein echter Fußballfesttag. Der Haken an der Sache, F95 jubelt viel zu oft gegen die Lilien. In 16 Partien holten die Rheinländer neun Siege bei einem Torverhältnis von 33:17 aus ihrer Sicht. Der SVD gewann fünf Begegnungen, aber besonders das Torverhältnis tut weh. Allein in den historisch ersten Duellen in der Bundesliga 1978/79 kam der SVD 1:6 und 0:4 unter die Räder. Auch seit der Rückkehr in Liga zwei 2014/15 lief es fast nie für blau-weiß. In der Aufstiegsspielzeit gewann Fortuna 4:1 am Bölle und 2:0 in der eigenen Arena. In den vier Duellen seitdem gab es immerhin einen Dreier für den SV98, die drei andren Partien gingen an Düsseldorf. So auch beide Auseinandersetzungen letzte Saison, als man 2:3 und 1:2 jeweils knapp verlor. Es gibt also großen Nachholbedarf, der ultimative Lackmustest für die aktuelle Erfolgsserie. Gewinnt man auch das Spiel, wer soll einen noch aufhalten?

Düsseldorf:

Das war so nicht geplant. Nach Platz fünf und der Trennung von Trainer Uwe Rösler, wollte man in der Landeshauptstadt von Nordrhein-Westfalen ganz oben angreifen. Mit Christian Preußer kam der Erfolgstrainer der U23 des SC Freiburg, mit denen der gebürtige Berliner in die 3.Liga aufstieg vergangene Saison. 93 Punkte und nur fünf Niederlagen hatte seine Mannschaft auf dem Weg aus der Regionalliga Südwest geholt. Mit der Fortuna hat der 37-jährige momentan schon zweimal häufiger den Kürzeren gezogen als in besagter abgelaufener Spielzeit. Und steht dementsprechend unter Druck beim Traditionsklub vom Rhein. Jüngst verlor man gegen Heidenheim, Dresden und spielte 1:1 gegen Hannover. Allesamt Klubs die auch nicht überragend in Form waren. F95 gehört aber dennoch zu den Top 5, wenn es um Abschlüsse pro Spiel geht, nur vier Teams versuchen es häufiger als die 14,7 Versuche der Düsseldorfer. Die ganze Wahrheit ist aber auch, dass man bei Schüssen aufs Tor nur zwölfter ist (4,4). Mit 51% Ballbesitz im Schnitt gehört weder den Mannschaften an, die das Spiel machen wollen, noch den reinen Umschalttruppen. Bis auf die Partie gegen Dresden waren die letzten fünf ausgeglichene Angelegenheiten. Das kommt wahrscheinlich dem SVD entgegen.

Das Fundament der Düsseldorfer Offensive bilden Rouwen Hennings und Khaled Narey, beide sind für sechs bzw vier Tore verantwortlich, Narey kommt dazu auf sechs Vorlagen in der Liga. Durchaus schmerzlich vermissen dürfte man Kenan Karaman. Der Stürmer verließ die Fortuna gen Istanbul (Besiktas) und hinterließ eine sieben-Tore-Lücke. Zu allem Überfluss wirbeln aktuell Verletzungen und Corona den Kader der Rheinländer durcheinander. Im Tor musste man sogar noch den Vertragslosen Kai Eisele nachverpflichten, er saß auch umgehend gegen Heidenheim auf der Bank. Stammkeeper Kastenmeier (Corona) und Nummer drei Gorka (Syndesmosebandriss) fallen aus. Auch sonst sind fünf weitere potenzielle Stammspieler fraglich. Und weil es ja noch zusätzlich Unruhe von draußen braucht, hat sich bereits öffentlichkeitswirksam ein prominenter Nachfolger für Trainer Preußer in Stellung gebracht. Es läuft also nicht wirklich gut rund um die MERKUR SPIEL-ARENA (*hust*). Es muss auch einiges passen gegen Lieblingsgegner Darmstadt. Gegen ein Team von ganz oben hat F95 noch nichts geholt, ein Remis gegen Regenburg und ein Erfolg gegen den Neunten KSC waren das höchste der Gefühle.