Oben gegen unten, Bundesligaträume gegen Abstiegsangst, Glücksgriff gegen Trainerkarussell, das Spiel der Lilien in Ingolstadt hat viele Gegensätze zu bieten. Besonders tabellarisch, aber gewonnen hat man deswegen noch lange nicht. Bleiben die 98er in der Erfolgsspur oder gelingt dem FCI die Überraschung?

Darmstadt:

Munter war er der Jahresauftakt am Bölle. Am Ende hätten beide Seiten gewinnen können, die Lilien ließen ungewohnt viele Möglichkeiten liegen und der KSC hatte sogar bis zum Einsatz des VAR das Siegtor erzielt (oder erzielen lassen durch Isherwood). Am Ende nimmt man das 2:2 auf beiden Seite gerne mit. Aus Sicht der 98er war es ja auch eine gute Leistung. Rückstand gedreht, zwölf zu zwei Torschüsse, die höhere Passquote (81% zu 75%) und auch einen xG-Wert von 2,2. Der Gegner kam zwar nur auf 1,0 bewies aber seine Effizienz. Eine Charakteristik die sonst auch gerne Mal die Lilien auszeichnet. Da aber auch in der Tabellennachbarschaft kaum jemand gewann, hat sich nicht schrecklich viel getan. Man klebt dicht hinter dem Spitzenreiter, Schalke und der hsv sind nicht nähergekommen. Gewinner des Spieltags waren Werder Bremen und der FC Heidenheim. Still und heimlich haben sich besonders die Mannen von der Ostalb wieder in die Spitzengruppe gearbeitet. Kein Wunder, hat der FCH doch aus den letzten sechs Partien sogar zwei Punkte mehr als der SVD geholt. Interessanter Vergleichswert hier, die Heidenheimer haben 25 Treffer erzielt, Darmstadt 43. Offensiv bleibt man am Böllenfalltor weiter das Maß aller Dinge im Unterhaus. Auch defensiv hat man mit nur 22 Gegentreffern den zweitbesten Wert auf dem Konto. Ein dickes Brett was die Gegner da bohren müssen.

Auch die Bilanz auf des Gegners Platz wird dem kommenden Kontrahenten Ingolstadt keinen Mut machen. Die 98er sind das zweiterfolgreichste Team auf Reisen. Nur Paderborn holte mit 21 Zählern vier mehr unterwegs. Allerdings kassierten die Lilien mit 14 den größten Teil ihrer Gegentreffer in fremden Stadien. Besonders fremd ist ihnen auch die Arena in Oberbayern. In Ingolstadt gab es historisch wenig zu holen. 2006 und 2014 gab es jeweils ein 2:2 beim FCI. Das waren gleichzeitig die einzigen Punktgewinne in bislang sechs Partien für die Südhessen im Audi-Sportpark. Danach gab es in unschöner Regelmäßigkeit drei Gegentore. 1:3, 2:3, 0:3 und 0:3 lautet die Bilanz des Schreckens. Es gibt also Raum zur Verbesserung. Kleines Angeberwissen für den Stammtisch: Der letzte 98er der beim FCI traf war Mario Vrancic im April 2017 und die ersten vier Spiele der beiden Vereine überhaupt gingen alle 2:2 aus. Trotz dieser Bilanz sind die Lilien klarer Favorit am Samstag. Und wenn nicht wegen der Tabelle, dann wegen dem Hinspiel. Man planierte die Oberbayern am Böllenfalltor mit 6:1. Selten dürfte ein Gegner so wenig Zeit in der gegnerischen Hälfte verbracht haben, wie der FCI an jenem Nachmittag. Plus es war der endgültige Durchbruch von Tietz/Pfeiffer als Sturmduo. Beide trafen doppelt und sicherte den ersten Saisonsieg für den SVD. Ab da ging es so richtig los mit der Saison. Man fährt also vermutlich das erste Mal seit langen mit guten Gefühlen nach Ingolstadt.

Ingolstadt:

In der Kurzform läuft beim FCI alles schlecht, was bei den Lilien gut läuft. Man hat nur 15 Tore geschossen, dafür aber 39 kassiert, kommt auf schockierende zehn Punkte und ist jetzt auch schon beim dritten Cheftrainer der Saison. Nach Roberto Pätzold und Andre Schubert, soll es jetzt der drittligaerfahrene Rüdiger Rehm richten. Der wurde nach vier Jahren oder 199 Spielen vom SV Wehen Wiesbaden entlassen im Oktober.  Nun also ingolstadt und  zu allem Überfluss ist seine Bilanz im Unterhaus durchaus verbesserungswürdig. In 47 Spielen für Wiesbaden, Bielefeld und Ingolstadt gelangen ihm zehn Siege. Einer davon war aber schon für den FCI. Im zweiten Heimspiel im Audi-Sportpark schlug man Dynamo Dresden mit 3:0. Die weiteren beiden Partien waren allerdings 1:2-Niederlagen. Damit das nicht so bleibt, kam im Winter einiges an Verstärkung. Vor allem defensiv wurde nachgebessert. Im Tor kam Dejan Stojanovic aus Middlesbrough, der letzte Saison schon die Rückrunde beim FC St.Pauli spielte. Davor wurde die Innenverteidigung mit Visar Musliu und Nikola Stevanovic erweitert. Ersterer kam von Fehérvár FC aus Ungarn, letzter aus Serbien von Radnicki Nis. Davor soll Hans Nunoo Sarpei das zentrale Mittelfeld absichern, er kam von der SpVgg Fürth. Letzter neuer ist bislang Florian Pick aus Heidenheim. Als Leihspieler, soll der ehemalige FCK Linksaußen die Offensive beleben. Logisch, dass fast alle Mannschaftsteile verstärkt wurden, es brennt ja auch allerorten lichterloh in Ingolstadt.

Was dem FCI Hoffnung machen sollte, der Relegationsplatz ist mit sieben Punkten Rückstand noch in Sicht. Aber ein Klassenerhalt mit zehn Punkten am 20. Spieltag wäre beispiellos. In den letzten 20 Jahren gab es genau zwei vergleichbare Fälle. 2001 hatte der Chemnitzer FC ebenfalls zehn Zähler auf dem Konto. Am Ende kamen die Sachsen auf 16 und wurden letzter. 2011 war Arminia Bielefeld noch übler dran, die Ostwestfalen hatten fünf(!) Punkte und kamen zwar noch auf 17 nach 34 Spielen, wurden aber ebenfalls natürlich letzter. Es ist also ein weiter Weg für Rehm und seine Mannen. Daher muss gegen die Lilien fast schon ein Sieg her. Wenn dann eh zu Hause, denn neben der historisch guten Bilanz gegen die Lilien holte man sechs seiner Punkte im eigenen Stadion. Damit ist man in dieser Wertung sogar nicht am Tabellenende. Die zu Hause sieglosen Sandhäuser sind das Schlusslicht. Kommen wir aber zu einem Fakt, der echte Hoffnung verbreiten könnte. In den letzten zwei Spielen unter Rudiger Rehm hatten die Oberbayern jeweils einen besseren xG-Wert als die Gegner. Vor allem Dynamo hielt man sehr gut in Schach (2,1 zu 0,3). Man konnte also mindestens die eigene Chancenqualität steigern jüngst. Dringend nötig, denn der durchschnittliche xG-Wert der Ingolstädter ist 0,99.